Bienen-Dialoge

Ist die heutige Imkerei wirklich nachhaltig und umweltbewusst?

Ich meine : NEIN! Tierwohl, gar Tierethik spielen in der Imkerei so gut wie keine Rolle. Das muss sich ändern. Daher plädiere ich für neue Wege. Wie alles begann: 2012 folgte ich dem Aufruf der Imkerverbände, den Honigbienen zu helfen. Ich machte ein Seminar bei Mellifera.de und anschließend einen zweijährigen Lehrgang „Bienen-Leasing, Probeimkern“ beim lokalen Imkerverein. Nach und nach fühlte ich mich immer unwohler. So wollen die Imker den Honigbienen helfen? Das, was wir da lernten, erinnerte mich immer mehr an die intensive Nutztierhaltung bei Huhn, Schwein und Rind. Eine wirkliche Hilfe kann das doch nicht sein. Ich begann, mich wissenschaftlich mit den Honigbienen zu befassen und fand meinen Verdacht bestätigt: die Ursachen des weltweiten Honigbienensterbens liegen nicht nur in der Belastung mit der Varroa-Milbe, den Umweltbedingungen u.ä., sondern auch in den Imkermethoden, die – auch bei Bio – als intensive bis intensivste Honigbienenhaltung zu bezeichnen sind. Heute stellen manche Forscher schon die Diagnose: „Infektiöse Faktorenkrankheit“, ein aus der Massentierhaltung bekanntes Phänomen.

Da die Nutztierhaltung der Honigbienen keine Trennung von „Stall“ und freier Natur ermöglicht, ist es wichtig für den Erhalt der Art Apis mellifera, dass so viele gesunde Honigbienen wie möglich in der freien Natur summen. Den Imkerinnen und Imkern muss bewusst werden, dass sehr viele kranke Honigbienen-Völker auf ihren Bienenständen leben, die wiederum Schwärme mit kranken Bienen in die Natur entlassen. Und nicht nur kranke Bienen, sondern auch sehr ansteckende Varroa und sehr virulente Viren. Gesund heißt für mich nicht, dass die Völker nach 4 Ameisensäure-Behandlungen und anderen Maßnahmen den Winter überleben, sondern gesund heißt für mich, dass die Bienen ohne Medizin leben können.

 

Welche Art des Imkerns stärkt unsere Honigbienen? Welche Maßnahmen zum Schutz unserer Honigbienen können wir ergreifen?

Wir müssen umsteuern! Wir brauchen gesunde Honigbienen auf den Ständen und in der freien Natur. Wir haben als Imkerinnen und Imker eine hohe Verantwortung, der wir uns leider nur selten wirklich bewusst sind. Wir haben keine alten Haustierrassen, die wir aus dem Hut zaubern können, wenn wir die Honigbienen „heruntergewirtschaftet“ haben. Wir haben „nur“ die Schwärme und in manchen Gebieten Reste der einheimischen Unterart Dunkle Biene, Apis mellifera mellifera.

Die Umweltbedingungen, die wir selbst herstellen, können wir nur langfristig beeinflussen. Die Art der Bienenhaltung aber haben wir in unserer Hand. Hier können und müssen wir ansetzen, wenn wir in Zukunft wieder gesunde Honigbienen haben möchten. Deshalb ist es dringend nötig, einen Umschwung in der Bienenhaltung hin zu einer bienengerechten, behandlungsfreien (und/oder behandlungsarmen) Imkerei einzuleiten.

Als Biologin mit Schwerpunkt Arten- und Naturschutz habe ich sicher einen anderen Blick auf die Imkerei. Da es den Honigbienen weltweit sehr schlecht geht, liegt mein Hauptaugenmerk beim Imkern nicht zuerst auf dem Honigertrag, sondern auf der Umsetzung von Maßnahmen, die Gesundheit und Immunsystem der Honigbienen stärken. Ich werbe für zwei Wege:

a) Die Imkerei muss weg von dem System der Massentierhaltung hin zu einer extensiven oder naturnahen Bienenhaltung. Dies ist für die Erwerbsimkereien sicher nicht direkt möglich, aber für die Millionen Hobby-Imkerinnen und -imker sehr wohl

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b) Die frei lebenden Unterarten der Honigbiene wie Apis mellifera mellifera und Apis mellifera carnica sind Wildbienen. Unsere einheimische Wild-Honigbiene, die Dunkle Biene, haben wir ausgerottet, bevor die Naturschutzbewegung entstand. Das gleiche Schicksal droht der A.m.carnica in ihrem Ursprungsgebiet. Die verwilderten Honigbienen-Völker, den Bienenständen als Schwärme entflohen und frei in der Natur lebend, sind der Natürlichen Selektion ausgesetzt; überleben werden nur die Völker, die widerstandsfähig und wirklich gesund sind. Diese Völker müssen unter Schutz gestellt werden. Weiterhin müssen wir die Honigbienen zurück in die Wälder, ihren ursprünglichen Lebensraum, bringen und in Ruhe lassen oder als Zeidelvölker halten (nur „Honigklau“, aber keine Fütterung und keine Varroabehandlung = natürliche Bienenhaltung)

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Nachdem ich mich durch zahllose wissenschaftliche Artikel und alte Imkerbücher gearbeitet und praktisches Wissen gesammelt habe, stand für mich fest, dass ich mehr für unsere Honigbienen tun möchte, ja geradezu mehr tun muss, als nur selbst zu imkern.

Ich entwickelte 2016 die beiden  Projekte „Deutschlands Bienengarten ©“ und die übergeordnete Kampagne „Repowering Our Honeybees © – Strategien zur Steigerung der Vitalität unserer Honigbienen“, der Honigbienen in Imkerhand sowie der wild lebenden Honigbienen.

Neben der Einrichtung von „Waldbienengärten“ wie z.B. „Deutschlands Bienengarten ©“ stellen die Themen „Naturnahe Hobby-Imkerei“ und „Naturnahe Zucht und Auslese“ entscheidende Bausteine zur nachhaltigen Förderung unserer Honigbiene in meinem Konzept dar.

Leider geben viele Imkerverbände und -vereine Wissen weiter, das veraltet oder gar falsch ist. Sicher, wenn das Ziel einzig der Honigertrag ist und das Wohl der Bienen nebensächlich, langt es, den Probeimkerinnen und -imkern zu zeigen, wie das geht.

Ich bin aber davon überzeugt, dass es vielen Probeimkerinnen und – imkern geht wie mir: so haben sie sich den Schutz der Honigbienen nicht vorgestellt. Aber wie dann?

Daher schreibe ich auch wissenschaftliche Artikel, die auf dieser Homepage  veröffentlicht sind und werden. Viele wissenschaftlichen Fakten finden Sie auch in den Veröffentlichungen „Deutschlands Bienengarten – 1. und 2. Fassung, die Sie als PDF herunterladen können.

Die Demeter-Richtlinien sind im Moment die Richtlinien im Bereich der Bio-Imkerei, die der Gesunderhaltung und der artgerechten Bienenhaltung noch am nächsten kommen; allerdings sind auch sie an der wirtschaftlichen Betriebsweise ausgerichtet, so dass das Ideal einer wirklich wesensgemäßen Bienenhaltung nicht wirklich erreicht wird. Auch dort wird mit Ameisensäure behandelt und weitgehend Zucker, wenn auch Bio, gefüttert, nachdem den Bienen der meiste Honig weggenommen wurde.

Daher habe ich die Honigbienenglück-Richtlinien©  geschrieben, die auf dem Gerüst der Demeter-Richtlinien stehen, diese aber um die Kriterien „Tierethik“ und „Bienengesundheit“ erweitern. Sie können vor allem für die Hobby-Imkerei eine echte nachhaltige Alternative sein und eine neue Richtung weisen. Diese Richtlinien werden als Wolkenkuckucksheim bezeichnet, ich weiß. Ich weiß auch, dass sie sich nicht in der Fläche umsetzen lassen. Mein Anliegen ist es, dass darüber nachgedacht wird; Ziel ist nicht die Einführung eines neuen Siegels, dafür ist der Verwaltungsaufwand viel zu hoch. Ziel ist ein Nachdenken, Umdenken und Umsetzen einer wirklich artgerechten Honigbienenhaltung. Vielleicht setzen ja manche Bienenhalter/-innen Manches davon um. Dann ist schon viel erreicht.

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Vom Achtsamen Umgang mit den Honigbienen

Ich selbst begann mit Warré und TopBarHive zu imkern. Das Imkern mit Top Bar Hive und Warré-Beute erfordert ein ganz neues Hinschauen. Ein Ziehen der Rähmchen ist nicht oder nur schwer möglich, so dass es nun darauf ankommt, schon am Verhalten der Bienen am Flugloch sowie beim Öffnen der Beute und am Gemüll auf der Windel den Gesundheitszustand, Krankheiten und andere wichtige Parameter „sehen“ zu lernen. Mittlerweile habe ich keine Bienen mehr, nachdem ich 2016 unter kontrollierten Bedingungen die Bond-Methode angewandt habe. Das war auch ok so, da ich mit den beiden Beutensystemen nicht mehr glücklich bin. Ich beginne erst wieder mit der Bienenhaltung, wenn ich warmhaltige naturnahe Beuten (Strohkörbe, Ramelli, Gerstung, Klotzbeuten) zur Verfügung gestellt bekomme. Alles andere kann ich selbst nicht mehr verantworten.

Ich habe lange überlegt, ob ich meine Filme, die immerhin die intensive Imkermethode zeigen, noch online lasse. Doch angesichts der Tatsache, dass in der konventionellen Imkerei so viele Falschinformationen unterwegs sind und viele Leute einfach imkern, ohne je einen Kurs besucht zu haben, sind meine Filme mit dem Imkervater Herrn Pankratius mit ihren wichtigen Hinweisen und Zusammenhängen, die sie vermitteln, für Imkerinnen und Imker, die intensiv wirtschaften möchten, eine Quelle der Information – so hoffe ich.

Für alle anderen, die wie ich neue Wege in der Bienenhaltung suchen, habe ich eine neue Filmreihe mit Filmen über Zeidlerei, Behandlungsfreie Bienenhaltung, Imkern in Klotzbeuten, Anforderungen an eine artgerechte Bienenbeute, Wild lebende Honigbienen usw. begonnen.

Wenn Sie meine Arbeit unterstützen möchten, schauen Sie doch unter dem Menüpunkt „Vorträge/Workshops“. Bisher arbeite ich rein ehrenamtlich, würde aber gern meine gesamte Arbeitszeit dem Schutz der Honigbienen widmen.

Im Herbst 2021 ist mein erstes Buch „Nachhaltig imkern mit gesunden Honigbienen – Aus Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft lernen“ beim renommierten Fach- und Sachbuchverlag HAUPT in Bern erschienen. Im Mai 2024 erscheint das Buch „Bienenbau & Bienenbeute – Die Bedeutung des Kleinklimas für gesunde Honigbienen“, das Roland Sachs und ich zusammen geschrieben haben. Mein nächstes Bucher ist in Arbeit. Es befasst sich mit dem Thema „Ganzheitliche Sicht auf Gesundheit und Krankheit der Honigbienen“.

Es macht mir große Freude, mein Wissen in Form von Vorträgen und Workshops an Sie und Euch weiterzugeben. Einfach bei mir melden 🙂

Derweil arbeite ich neben den Büchern an weiteren Projekten, die dem Schutz unserer wild lebenden Honigbienen dienen und an Themen im Zusammenhang mit unserer einheimischen, aber ausgestorbenen Honigbiene, der Dunklen Biene.